"Die Wasseraufbereitung ist effizienter geworden"

Er ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Wasseranalytik: Martin Woelk, den man auch als „Chemiedozent der Wellnessbranche“ bezeichnet hat. Der gebürtige Westfale, Verkaufsleiter bei Tintometer, bekam vor einiger Zeit bei den GOLDEN WAVE-Awards unserer Zeitschrift den „Strebel Preis“. Für „Schwimmbad+Sauna“ beleuchtete er aktuelle Trends in Sachen Swimmingpool und warf einen Blick in die Vergangenheit.

Bei der Frage nach den aktuellen Trends bei der Wasseraufbereitung muss man viele Aspekte berücksichtigen, so der Experte. Ein wesentlicher Punkt ist die physikalische Wasseraufbereitung. Vor allem geht es hier um die Optimierung der Beckenhydraulik im Swimmingpool.

Wichtig bei der Wasseraufbereitung ist die Beckenhydraulik

Martin Woelk, Verkaufsleiter der Firma Tintometer. Foto: Tom Philippi
Martin Woelk, Verkaufsleiter der Firma Tintometer. Foto: Tom Philippi

Den Begriff „Beckenhydraulik“ erklärt Woelk so: „Im Prinzip handelt es sich darum, abgebadetes Wasser möglichst schnell über den Skimmer (Ansaugkasten mit Einlaufklappe) oder die Überlaufrinne der Aufbereitungsanlage zuzuführen, eine gründliche Durchmischung des aufbereiteten Wassers zu gewährleisten und eine gleichmäßige Verteilung im gesamten Becken ohne Totzonen sicherzustellen.

Dazu bedarf es entsprechend ausgelegter Rohrleitungen.“ Eine grundlegende Voraussetzung hierbei ist das Pumpensystem. „Moderne Pumpen müssen auf den Volumenstrom ausgelegt sein, leise und energieeffizent arbeiten.“ Eine intellente Steuerung regelt im Idealfall die Pumpen je nach Nutzung des Swimmingpools.

Das abgebadete Wasser kommt in einen Schwallwasserbehälter und dann in die Filteranlage. Woelk: „Inzwischen gibt es Hersteller, die selbstreinigende Behälter anbieten, was den Wartungsaufwand deutlich reduziert.“ Quarzsand ist die herkömmliche Befüllung für den Filter.

Gerade im privaten Bereich gibt es vielfältige Alternativen: Kartuschenfilter, offenzellige, mechanische Medien, Glaskugeln oder aktiviertes, granuloses Glas – bis zu Polymerfaserfiltern mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen. Mikro- beziehungsweise Ultrafiltrationssysteme halten ebenfalls Einzug im privaten Swimmingpool. „Ein weiterer Aspekt ist, dass heute individuelle Filtergeschwindigkeiten angesteuert werden können und auch die Filterrückspülung automatisiert werden kann“, so der Experte von Tintometer.

Technischer Fortschritt bei Mess-, Regel- und Dosiersystemen

Ein weiterer Faktor bei Wasseraufbereitung und Poolpflege sind Mess-, Regel- und Dosiersysteme. Hier ist der technische Fortschritt sichtbar und Methoden aus dem öffentlichen Bereich funktionieren bei privaten Swimmingpools. Martin Woelk erklärt, wie’s funktioniert: „Üblicherweise erfassen Sensoren die Kenngrößen Redox-Potenzial, pH-Wert und die Temperatur. Anhand der ermittelten Messwerte werden die Wasseraufbereitungsmittel dem Wasserkreislauf im Bypass bedarfsbezogen zudosiert.

Dies bedeutet eine erhebliche Arbeitserleichterung, da man sich um die Aufbereitung im Prinzip nicht mehr kümmern muss. Aber Achtung: Diese Anlagen sind keineswegs wartungsfrei. Die Elektroden zur Erfassung der Messwerte müssen in regelmäßigen Abständen kalibriert werden und sind irgendwann zu ersetzen, da sie einer natürlichen Alterung unterliegen.“ Wer sich mit solchen Fragen nicht auseinandersetzen möchte, sollte für die Wartung Fachleute beauftragen.

Energieeffizient und umweltfreundlich

Nicht zu vergessen: Reinigungsroboter, die den Boden und die Wände vom Swimmingpool mechanisch von Schmutz und ungelösten Partikeln säubern. Eine intelligente Steuerung trägt zur Effizienz bei. Ein Beitrag zur guten Wasseraufbereitung und zur Poolpflege sind Abdecksysteme. Sie lassen sich mechanisch oder auf Knopfdruck betätigen. Und sie verhindern Wärmeverlust, Verdunstung und Schmutzeintrag außerhalb der Badezeiten.

„Nahezu alle Hersteller der Schwimmbadbranche haben sich heute auf die Fahne geschrieben, so energieeffizient und umweltfreundlich, wie es der derzeitige Stand der Technik und der Regelwerke ermöglicht, zu produzieren“, erklärt Woelk. „Ein weiterer Aspekt ist der möglichst hohe Automatisierungsgrad im Sinne von Anwenderfreundlichkeit und Zeitersparnis. Als Beispiel sei hier die Ansteuerung von Komponenten und Funktionsabläufen via Smartphone oder Tablet genannt.“

Wasseraufbereitung: Meilensteine der Vergangenheit

Bei der Frage nach den wichtigsten Veränderungen der Vergangenheit geht Woelk vor allem auf den chemischen Aspekt der Wasseraufbereitung ein. Über die Aussage „früher war alles besser und einfacher?!“ könne man trefflich streiten. Früher sah die Praxis der Poolpflege im Wesentlichen so aus: die Chlorbehälter öffnen, Chlorgranulat auf das Kehrblech, möglichst gleichmäßig auf die Wasseroberfläche streuen. Eventuell ab und zu pH-Wert-Heber oder pH-Wert–Senker dazugeben.

„Heutzutage ist die Aufbereitung vielleicht komplexer, mit Sicherheit aber effizienter als früher. Das liegt unter anderem auch an der Vielzahl von Alternativen, die den einen oder anderen Poolnutzer inzwischen überfordern“, so der Experte. „Bleiben wir zunächst beim Chlor – die Darreichungsformen sind vielfältig. Flüssig, fest, als Granulat oder verpresst als Tablette, anorganisch oder organisch.

Gerade die sogenannte Multiblock–Tablette verdeutlicht den Fortschritt. Bis zu fünf Komponenten erleichtern die Aufbereitung erheblich: Desinfektion, Algenverhütung, Trübungsentfernung, Kalkvermeidung, Chlorstabilisierung – alles in einem Schritt!“

Woelk beleuchtet das Trend-Thema „Salz-Elektrolyse“ – ein Verfahren, bei dem vor Ort (in situ) aus einer salzhaltigen Lösung Chlor gewonnen wird: „Klingt einfach, wenn man ein paar Rahmenbedingungen beachtet und den Swimmingpool, einschließlich insbesondere der Metalleinbauteile, auf das Verfahren abstimmt – sonst ist die Korrosion vorprogrammiert!!!“

Poolpflege: Vielfältige Alternativen zu Chlor

Und wie sieht es bei der Poolpflege mit den Alternativen zu Chlor aus, die es mittlerweile in vielfältiger Form gibt? Woelk nennt nachfolgend die gebräuchlichsten Methoden: Brom, Aktivsauerstoff, Biguanide, Ozon, UV-Licht, Kupfer, Silber und und und ….

Alles in allem lasse sich heute die Wasseraufbereitung viel effizienter gestalten als früher, unter dem Aspekt „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“, einer sehr umweltverträglichen Vorgehensweise. „Jedes dieser Verfahren sollte analytisch nachweisbar sein (außer UV), um gegebenenfalls das Aufbereitungsergebnis optimieren zu können.

Hier bieten sich altbewährte Kolorimeter an“, so der Experte. „In den letzten Jahren haben sich immer mehr digitale Geräte, sogenannte elektronische Pooltester, durchgesetzt, die das Ergebnis photometrisch ermitteln und das Ergebnis im Display anzeigen. Warten wir ab, was die Zukunft uns noch bringen wird.“

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