Energieautarker Pool als Königslösung

Das Thema Energieeffizienz ist aktueller den je. Die gegenwärtige Lage zwingt die Poolbesitzer dazu, sparsam mit den Ressourcen umzugehen. Die Königslösung ist daher, den eigenen Pool komplett energieautark zu betreiben.

Einen Pool mit selbst erzeugter Energie aus nachhaltigen Quellen zu betreiben ist ein großes Ziel vieler Poolbesitzer. Hier bietet sich natürlich in erster Linie die Sonnenenergie an, denn nichts ist günstiger und diese ist stets vorhanden. Idealerweise hängt der Pool mit am häuslichen Energieverbund, wenn also die Photovoltaikanlage das ganze Haus und alle seine Komponenten mitversorgt, also auch den Pool. Ein Beispiel stellen wir im Folgenden vor: Der Schwimmbadbauer Michael Ortlieb, zugleich Energie- und Gebäudetechniker, hat dem Bauherren den Wunsch erfüllt, dessen Haus plus Pool mit Sonnenenergie zu speisen.

Überwiegend selbst produziert

Als das Ehepaar den Ruhestand erreicht hatte, beschloss es, noch einmal neu zu bauen. Da das vorhandene Grundstück groß genug war, überließen sie das bisher bewohnte Haus dem Sohn und seiner Familie und bauten 2017 einen komfortablen Flachdachbungalow in den Garten. Dieser bietet dem Paar Wohnen auf einer Ebene und Barrierefreiheit. Es folgte der Wunsch, eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf dem Dach zu installieren. Aktueller Anlass war die Anschaffung zweier Elektroautos, die überwiegend mit selbst produziertem Sonnenstrom betankt werden sollten. Aber auch sonst sollte der für den später gebauten Pool und Haushalt benötigte Strom möglichst aus erneuerbarer Quelle stammen.

Dafür nutzten sie die Fläche des Gründachs optimal aus: „Wir haben hier 49 Module verbaut mit einer Gesamtspitzenleistung von 20 Kilowattpeak (kWp)“, berichtet Michael Ortlieb, der die PV-Anlage geplant und mit seinem Team installiert hat. „Wir haben ein Montagesystem mit Wannen verwendet, das sich speziell für Gründächer eignet“, erklärt Ortlieb. Die Wannen sind drainagefähig, sodass das Regenwasser durchgelassen wird. Das Substrat auf dem Gründach kann weiterhin wachsen, es bleibt alles begrünt.“

Enorme Kapazitäten

Angesichts der gewaltigen Stromproduktion stellte sich den Bewohnern früher oder später die Frage, ob sie ihren Eigenverbrauch an Solarstrom nicht erhöhen wollten. Zumal es damals für Solarstrom, der ins Netz eingespeist wurde, keine nennenswerte Vergütung mehr gab. So beauftragten sie Michael Ortlieb, die PV-Anlage um eine Speichermöglichkeit zu erweitern. Für einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb ließ man gleich zwei Speicher einbauen. „Die Kapazität pro Speicher beträgt 27 Kilowatt“, sagt Ortlieb. „Üblich sind sonst sechs bis zehn Kilowatt.“ Als Standort für die Speicher schlug Ortlieb die Garage vor. „Die Brandgefahr und Brandlast sollten beachtet werden“, sagt der Experte. „Die Nickel-Metallhydrid-Technologie ist nicht ganz ungefährlich. Wir raten daher dazu, die Anlage nicht im Wohnhaus aufzustellen.“

Zusätzliche Notstromversorgung

Die Nachrüstung der Speicher stellte weder die Bauleute noch Ortlieb und sein Team vor spezielle Herausforderungen. „Wir hatten das bei der Montage der PV-Anlage vorbereitet und vorab Leerrohre verlegt. Auch Elektroverteilung und Zähleranlage waren so ausgelegt, dass sie die zusätzlichen Einbaueinheiten aufnehmen konnten“, erzählt Michael Ortlieb. Dank des Speichers erhält jetzt auch die beim Hausbau 2017 installierte Wärmepumpe zu einem großen Teil Solarstrom. Die beiden Batteriespeicher helfen nicht nur, den selbst erzeugten Strom möglichst optimal zu nutzen. Sie sind zusätzlich mit einer Notstromversorgung ausgestattet, falls es einen Blackout im Netz geben sollte. „Diese Funktion muss man allerdings separat dazukaufen“, erklärt Ortlieb. „Manche Speicher können das nicht. Oder die Leistung ist zu gering.“ Hier dient die Notversorgung in dem einen Speicher der Wärmepumpe, die andere hilft im Haus und bei den E-Autos, im Falle einer Netzstörung Strom zu haben.

Die Leistung ist hier auch kein Problem. Es stehen neun Kilowatt für drei Stunden zur Verfügung. „Bei Nacht, wenn der Stromverbrauch geringer ist, können auch längere Zeitspannen überbrückt werden“, sagt Ortlieb. Wichtig für einen möglichst effizienten Betrieb der Photovoltaikanlage und der beiden Speicher ist ein gutes Energiemanagement. „Es müssen die richtigen Prioritäten für den Eigenverbrauch des Solarstroms gesetzt werden“, betont Ortlieb. Da die Hausbesitzer ihr Haus mit einem Smarthome-System ausgestattet haben, hat Ortlieb das Energiemanagement damit verknüpft. In diesem Fall handelt es sich um ein KNXSystem, das Informationen nicht per Funk, sondern per Datenleitung übermittelt. Die hierfür benötigten Kabel werden parallel zu den Elektroleitungen verlegt. Dank der Verknüpfung mit dem Smarthome-System können die Hausbesitzer über einen Wandbildschirm sämtliche Energieströme verfolgen: Produktion, Verbrauch, Grad der Autarkie.

Nachhaltiger Wasserspaß

Zum Anwesen der Generationen gehört auch der Pool, der die ganze Familie zum Planschen und – dank Gegenstromanlage – zum sportlichen Schwimmen einlädt. In Kürze wird für die Erwärmung des Poolwassers eine Wärmepumpe installiert. Die gewaltige PV-Anlage und das smarte Energiemanagement sorgen dann auch im Poolbereich für Nachhaltigkeit.

Staatliche Förderung für PV

Je nach Größe und Leistung kostet eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher und Ladestation fürs E-Auto schnell 20 000 bis 40 000 Euro. Wer diese Investitionskosten nicht auf einen Schlag aufbringen kann oder will, kann dafür staatliche Förderung in Anspruch nehmen. So bietet die KfW-Bank im Rahmen des Programms 270 „Erneuerbare Energien – Standard“ für Renovierende einen zinsgünstigen Kredit. Unterstützt werden Errichtung, Erweiterung und Erwerb von PV-Anlagen einschließlich der Kosten für Planung, Projektierung und Installation. Die Anlagen müssen den Anforderungen des Gesetzes für den Ausbau erneuerbarer Energien genügen.

Michael Ortlieb hat auf Wunsch die Speicherkapazität für den Solarstrom auf 27 Kilowatt erhöht. Foto: Tom Philippi

Wer die Installation einer PV-Anlage zum Anlass nimmt, seine alte Heizung gegen eine moderne Heizung auf regenerativer Basis auszutauschen, kann beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Zuschuss beantragen (Bundesförderung für effiziente Gebäude). Je nach gewählter Heizung beläuft dieser sich auf bis zu 40 Prozent der anrechenbaren Kosten. Den Höchstzuschuss gibt es für Wärmepumpen, die eine alte Öl-, Gas-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung ersetzen. Mit einer Wärmepumpe kann man auch den Pool beheizen.

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