HYGIENE MIT CHEMIE

Zu sehen ist der Interviewpartner Alexander Becker.
Alexander Becker vereint ein breites Fachwissen im Bereich der Wasseranalytik.

Welche Rolle spielt die Chemie in der Poolpflege?

Die Chemie ist ein zentraler Bestandteil der Poolpflege. Sie hilft dabei, das Wasser frei von Keimen, Bakterien und Algen zu halten. Ohne den Einsatz von Chemikalien würde das Beckenwasser sehr schnell aus dem Gleichgewicht gebracht, da eine rein physikalische Wasseraufbereitung (Filtration etc.), je nachdem wie sie ausgelegt wurde, schnell an Ihre Grenze kommen kann. Erst durch den Einsatz chemischer Wasserbehandlungsmittel kann man den pH-Wert regulieren, Desinfektionsmittel hinzufügen und das Wasser klar und hygienisch bewahren. Ohne die richtige chemische Behandlung würde das Wasser schnell trüb werden und gesundheitsschädliche Keime könnten sich vermehren. Es ist aber darauf zu achten, dass die eingesetzte Chemie wohl dosiert ist. Zuviel Chemie, kann sich ebenfalls negativ auf die Wasserqualität auswirken. Ein kleines Beispiel. In privaten Becken ohne Mess- und Regeltechnik werden häufig Chlortabs verwendet, die mittels eines Dosierschwimmers im Becken das Wasser mit Chlor versorgen. Häufig ist in diesen Tabletten der Stoff Tri-Chlorisocyanursäure enthalten. Es ist langsam löslich und daher ideal für den Einsatz in Dosierschwimmern oder Skimmern. Aber es gibt einen Nachteil. Die organische Trägersubstanz Isocyanursäure beeinflusst in höheren Konzentrationen die Keimtötungsgeschwindigkeit des Chlors. Das bedeutet, das zum Ausgleich höhere Chlorgehalte im Becken vorhanden sein müssen.

„Die Chemie ist ein zentraler
Bestandteil der Poolpflege. Sie hilft
dabei, das Wasser frei von Keimen,
Bakterien und Algen zu halten.“

Welche chemischen Substanzen werden typischerweise verwendet und wofür werden sie eingesetzt?

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Typischerweise werden Chlor, pH-Regulatoren, Algenbekämpfungsmittel und Flockungsmittel verwendet. Chlor ist das bekannteste Desinfektionsmittel und tötet Bakterien und Viren ab. Man unterscheidet zwischen 2 Arten, dem anorganischen Chlor (Chlorgas, Elektrolyseverfahren, Natriumhypochlorit und Calciumhypochlorit) und dem organischen Chlor (chlorierte Isocyanurate). pH-Regulatoren, wie Säuren oder Basen, werden eingesetzt, um den pH-Wert im optimalen Bereich zu halten. Algenbekämpfungsmittel verhindern das Algenwachstum und Flockungsmittel helfen kleinste Schmutzpartikel (Kolloide) zu binden die nicht im Filterbett zurückgehalten werden. Wie der Name Flockungsmittel schon verrät, binden diese kleinsten Schmutzteile sich zu einer Flocke zusammen und können dann herausgefiltert werden.

Diese Tabelle erläutert welche Parameter laut DIN EN 17125 wichtig für die Wasserbeschaffenheit eines privaten Pools sind. Aufgelistet sind: ph-Wert, Freies Aktivchlor, Freies Chlor in Kombination mit Cyanursäure, Cyanursäure und Brom.

Können Sie insbesondere die Funktion von Chlor erklären und warum dieses so häufig eingesetzt wird?

Gerne! Chlor ist ein sehr effektives Desinfektionsmittel, das Keime, Bakterien und Viren abtötet. Es wirkt schnell wobei in 30 Sek., 99,9 % aller Keime und Bakterien abgetötet werden. Chlor ist relativ kostengünstig, weshalb es in den meisten Pools weltweit eingesetzt wird. Des Weiteren besitzt Chlor eine Depotwirkung. Das heißt, auch bei einer Dosierung außerhalb des Beckens (Dosiertechnik im Technikraum) kommt immer noch genügend freies Chlor im Becken an und kann dort zur einwandfreien Hygiene beitragen. Schwimmbäder, die mittels einer Ozonanlage oder UV- Anlage das Wasser desinfizieren, haben keine Depotwirkung durch deren Einsatz. Sie müssen also zusätzlich eine Desinfektionsstufe einbauen (z.B. Chlor) mit einem Desinfektionsmittel, das eine solche Depotwirkung hat.

Welche Alternativen gibt es zu Chlor und wann sind diese sinnvoll?

Es gibt einige Alternativen zu Chlor, wie zum Beispiel Ozon, UV-Desinfektion, Brom, Sauerstoff, Iod oder Silber. Diese Methoden sind oft umweltfreundlicher und können den Einsatz von Chlor reduzieren. Sie sind besonders sinnvoll, wenn man empfindlich auf Chlor reagiert oder den Chlorgeruch vermeiden möchte. Allerdings sind sie meist teurer und erfordern spezielle Anlagen. Der Einsatz von Chlor, kann dank der sehr guten Wasseraufbereitung zumindest in Europa geringgehalten werden.

Diese Abbildung erläutert den ph-Wert für Pools. Die Tabelle zeigt, dass ein Wert von 6,0 zu sauer ist und ein Wert von 8,5 zu alkalisch. Ein Wert von 7 bis 7,5 ist ideal.

Welche Messwerte sollten regelmäßig überprüft werden, um die Wasserqualität im Pool zu kontrollieren?

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Welche Parameter gemessen werden sollten/müssen, regeln zwei Normen. Einmal die DIN 19643 für die öffentlichen Bäder als auch die DIN 16713 für private Schwimmbäder. Wichtig sind vor allem der pH-Wert und die Chlorkonzentration (oder die Desinfektionsmittelmenge). Der pH-Wert sollte zwischen 6,8 pH und 7,6 pH liegen, wobei darauf zu achten ist, dass bei der Verwendung von Flockungsmitteln der pH-Wert für aluminiumhaltige Flockungsmittel 7,2 pH nicht überschreiten sollte und für eisenhaltige Flockungsmittel 7,5 pH nicht überschreiten sollte. Über diesen Grenzen funktionieren diese Flockungsmittel stark eingeschränkt bzw. überhaupt nicht mehr. Bei der Verwendung von anorganischem Chlor sollte der Chlorgehalt bei 0,3 mg/l – 1,5 mg/l liegen, bei organischem Chlor bei 1,0 mg/l-3,0 mg/l. Bei der Verwendung von Cyanursäure (organischem Chlor) beträgt der maximale Grenzwert 100 mg/l, wobei die Empfehlung in der Regel darunter liegen. Das gebundene Chlor, also das Chlor, das mit den Schmutzteilen und Harnstoff reagiert hat, darf maximal eine Konzentration von 0,5 mg/l (in öffentlichen Schwimmbädern 0,2 mg/l) haben. Die Alkalinität dient der Stabilisierung des pH-Wertes und eine ausreichende Wasserhärte ist bei gefliesten Anlagen zum Erhalt des Beckens wichtig. Doch sind sie zu hoch, kann sich das Wasser eintrüben. Für die Alkalität sollten die Werte um die 80-120 mg/l liegen, für die Wasserhärte in Betonbecken 200-400mg/l. Diese Werte sollten regelmäßig kontrolliert werden (Empfehlung min. 1 x Woche), um sicherzustellen, dass das Wasser im optimalen Bereich bleibt und die Chemikalien richtig wirken.

Diese Tabelle erklärt welche Werte täglich und wöchentlich im Pool gemessen werden sollen. Täglich: freies Chlor, gebundenes Chlor und pH-Wert. Wöchentlich: Cyanursäure.
Diese Tabelle erklärt wie hoch der Anteil an freiem Chlor im Wasser ist, im Bezug auf die Cyanursäurekonzentration.

Was sind die häufigsten Fehler im Umgang mit Poolchemie?

Häufige Fehler sind zum Beispiel die falsche Dosierung der Chemikalien, das Hinzufügen von Chemikalien in falscher Reihenfolge oder bei falschen Temperaturen, sowie das Vernachlässigen der regelmäßigen Wasserüberprüfung. Auch das Lagern von Chemikalien an ungeeigneten Orten kann gefährlich sein.