bsw-Konferenz in Hamburg: 8. - 9. November 2022

von Duygu Tutkuner und Marijan Lazic

Endlich wieder eine große Veranstaltung vor einem vollen Saal von unserem Bundesverband Schwimmbad & Wellness (bsw) in Hamburg. Die Freude auf das persönliche Wiedersehen war groß. Am Dienstag Vormittag hatte sich im Vorfeld die "Young Generation" unserer Schwimmbad- & Wellnessbranche getroffen und getagt.

Los geht es mit einem Vortrag zum Thema Statistik

Im Radission Blu eröffnete Prof. Dr. Walter Krämer von der TU Dortmund die Konferenz am Dienstag mit dem Vortrag zu seinem Bestseller "So lügt man mit Statistik". Er zeigte Fallstricke in der Kommunikation von Statistik-Ergebnissen in der Presse auf. So ist Jahr für Jahr Frankfurt die gefährlichste Stadt in Deutschland. Das liegt natürlich daran, dass die Stadt internationales Drehkreuz ist: Durch Hauptbahnhof und Flughafen sind täglich weit mehr Menschen in Frankfurt unterwegs als hier wohnen.

Er bringt an seiner Universität auch die "Unstatistik des Monats" heraus. Auch den Unterschied zwischen Armut und Ungleichheit arbeitete er heraus, der oft im journalistischen Umfeld durcheinander gerät. Viele weiteren Fehlerquellen, wie beim Umgang mit Prozenten und Wahrscheinlichkeiten, konnte er dem Publikum auf anschauliche Art darstellen. Er endete versöhnlich mit dem Satz, dass es in der Welt besser aussehen würde, wenn dort auch die Fehler so leicht aufzudecken wären, wie in der Statistik.

Unser Gehirn und Kaufentscheidungen

Nach dem eher zahlenlastigen Vortrag folgte ein eher Emotionaler. Wie werden Kaufentscheidungen getroffen - Dr. Hans-Georg Häusel (Dipl. Psychologe), Vordenker des Neuromarketings (haeusel.com) wagte einen Blick ins Gehirn, und dem was im Kopf der Kunden passiert.

Auszüge: 70 - 80% unserer Entscheidungen sind unbewusst. Und selbst die 20 - 30% der bewussten Entscheidungen sind evolutionsgeschichtlich beeinflusst. Belohnungs- und Bestrafungssysteme kamen ebenso zur Sprache: das Problem unseres Belohnungssystems ist, dass es nie zufrieden ist. Wir / unsere Kunden wollen immer mehr haben. Der Mensch ist immer auf Steigerung eingestellt.

Unsere Bedürfnisse ändern sich auch in der digitalen Welt nicht, und die Grundbedürfnisse sind hier ebenso stets die gleichen, sie werden nur viel schneller erfüllt. Aufbruch und Veränderung stehen in unserem Spannungfeld stets der Beharrung entgegen. Der Nutzen, den wir Produkten allgemein zusprechen, ist stets der Befriedigung unserer Emotionen unterstellt.

Die drei großen Sozialmotive sind beim Thema Konsum Status, Individualität und Zugehörigkeit. Für Status und Individualität ist man als Kunde bereit, viel Geld zu bezahlen. Die Bedeutung von Emotionen kann so gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es gibt keine Entscheidung, die nicht einen emotionalen Hintergrund hat.

Das Großhirn ist so dazu da, als Erfüllungsgehilfe unserer emotionalen Zentren zu dienen. Alles was keine Emotionen auslöst ist für unser Gehirn wertlos. So kosten Kaffeebohnen 1 Cent pro Tasse, Kaffebohnen bekommt man für ca. 7 Cent pro Tasse, aber den Starbucks-Kaffee gibt es für 3,20 Euro zu kaufen. Unser Gehirn hasst das Denken. Auch diese Erkenntnis war erstaunlich. Unser Gehirn hat 2 Prozent des Körpergewichts, aber wenn man richtig nachdenkt, kann es schnell 20 Prozent der Gesamtenergie verbrauchen. Als Verkäufer sollte man daher wo es nur geht, dem Kunden das Denken abnehmen. Dem Kunden sollte man es stets so einfach wie möglich machen, dann ist der Kunde glücklich und entspannt.

Hierbei bietet die Digitalisierung viele Vorteile, die es zu nutzen gilt. Emotionalsierung bedeutet, dass der erste Eindruck zählt. Die Website sollte so schon als Visitenkarte, als erster Kontakt emotionalisieren. Auch die Usability sollte so einfach wie möglich gestaltet sein. Auch das Umfeld ist wichtig. Die Inszenierung ist stets wichtig, und man sollte hierauf achten. Emotionales Verkaufen bedeutet hirngerecht zu verkaufen. So will unser Hirn Bilder sehen.

Wir Menschen sehen zudem unsere Welt stets durch unsere individuelle emotionale Brille. Die Persönlichkeit ist so stark emotionsgesteuert. Er stellte eine Typisierung von Menschen auf dieser Basis dar. Je nach Typ kann man dann die Verkaufsstrategie anpassen. Hier konnten wir mitnehmen: Vom "Meerschweinchenstreicheln" wird man nicht reich!

Das Energielabel kommt - auch für private Schwimmbäder

Dipl.-Ing. Frank Eisele, Vorsitzender des Technischen Beirates im Bundesverband Schwimmbad und Wellness (bsw), lieferte hilfreiche Einstiege in die neue DIN EN 17645 "Schwimmbäder für private Nutzung Energieeffizienz". Das neue Regelwerk umfasst insgesamt 82 Seiten. In 2023 soll es Schulungen unseres Bundesverbandes (bsw) an verschiedenen Standorten geben, um diese Norm weit in die Branche zu tragen.

Neben Frank Eisele waren Sebastian Watolla (Speck Pumpen) und Bert Granderath (Grando Schwimmbadabdeckungen) maßgeblich an der Enstehung dieser Norm von deutscher Seite beteiligt. Auslöser für diese Norm war die EU, die das amerikanische Prinzip auf den europäischen Markt herunterbrechen wollten. Um das richtig zu stellen, hatten die französischen Kollegen einen Normungsantrag gestellt, um der EU zu zeigen, dass sich die Branche in die richtige Richtung bewegt. Daraus entspringt nun diese DIN-Norm.

Die jetzige Norm ist seit November gültig, und es gibt 5 Regelwerke für Beckenkonstruktion, Wasseraufbereitung, Minipools, Whirlpools und Energieffizienz, die sie umfasst. Es soll ein Energielabel geben, entsprechend bekannten Energielabels anderer Branchen. Verschiedene Ausstattungen eines Schwimmbades werden energetisch bewertet und mittels vorgegebener Berechnungsmethoden zu verschiedenen Energieeffizienzklassen eingeordnet.

Es werden nur die Freibäder und die Außenbäder für dauerhaften Aufbau von der neuen Norm betroffen. Innenbäder, Whirlpools und öffentliche Bäder fallen nicht in den Geltungsbereich. Wasserattraktionen werden ebenso nicht berücksichtigt. Das Dokument behandelt nur die Betriebsphase des Beckens. Die Norm ist ein Leitfaden für Hersteller zur Verbesserung der Effizienz der Umweltleistung von Geräten für Schwimmbäder für die private Nutzung, bei deren Konstruktion und Bewertung. Weiterhin ermöglicht es Vertriebshändlern/Installateuren, diese umweltreundlicheren Geräte durch eine umfassende Bewertung des Beckens zu fördern, die es Kunden ermöglicht mehrere Möglichkeiten zu vergleichen. An diesem Punkt verweisen wir auf die Schulungen in 2023 und den Bundesverband (bsw).

Tipps für den Fachkräftemangel

Autor Udo Herrmann, bekannt für seinen Ratgeber „Von nichts kommt niemand“ gab umfassend Antwort auf die Frage, wie im Handwerk talentierte Auszubildende und Gesellen gefunden und langfristig an das eigene Unternehmen gebunden werden können. Als selbstständiger Schreinermeister bildet Udo Herrmann erfolgreich in seinem Betrieb aus. Seine Auszubildenden zählen bei der Gesellenprüfung regelmäßig zu den Besten ihres Ausbildungsjahrgangs.

Praktische Tipps für Fachhändler waren das Thema seines Vortrags. Aus dem Handwerk heraus, für das Handwerk. Bis eine Stelle im SHK-Handwerk besetzt werden kann, dauert es seinen Angaben folgendend, im Schnitt 220 Tage. Es ist leichter eine Audienz beim Papst zu bekommen, als einen neuen Mitarbeiter im Handwerk zu bekommen. Tipps für Stellenanzeigen für die Flut der Anzeigen, die auf dem Markt sind, um nicht unterzugehen, und aufzufallen. Pfiffig aus der Masse rausstechen.

Heute bewerben sich Handwerksbetriebe bei den potenziellen Bewerbern und nicht andersherum. Als Arbeitgeber geht es heute darum mehr zu bieten, als andere. Dass man heutzutage im Handwerk sogar besser verdienen kann als mit einem Bürojob, muss stärker herausgearbeitet werden. Darüber hinaus geht es darum die Frauenquote im Handwerk zu erhöhen, die bestehenden Mitarbeiter im Betrieb halten, und ältere Mitarbeiter so lange wie möglich im Betrieb halten und Zuwanderung ist das A & O für die Zukunft im Handwerk. Viele Mitarbeiter sind im Handwerk viel glücklicher als in Akademikerberufen. Hier liegt so viel Zukunft für unsere Branche!


Eindrücke von Tag 2

Der erste Redner Prof. Dr. Hans Frambach von der Bergischen Universität Wuppertal und der "Schumpeter School of Business and Economics" setzte sich mit dem Thema "Soziale Marktwirtschaft in unruhigen Zeiten". Er erklärte das Entstehen dieser nach dem II. Weltkrieg neuen Form der Wirtschaft zwischen Wirtschaftsliberalismus und Experimenten. Sie wurde geschaffen, um Fehler der Vergangenheit verbunden mit den überholten Konzepten aufzuräumen.

Den zweiten Vortrag am zweiten Tag unter dem Titel "Intelligent Handeln - die Schlüsselthemen der Digitalisierung" hielt Professor Dr. Gerrit Heinemann, "eWeb Research Center", Hochschule Niederrhein.

Gemäß seiner Einschätzung wird sich der Online-Handel zukünftig im Vergleich zu stationärem Handel über alle Warengruppen hinweg bei ca. 50% einpendeln. App-basierter Retail steigt in der Bedeutung zunehmend. Interessant ist sicherlich neben vielen anderen Erkenntnissen, dass der Kanal egal ist. Wo man letztlich das Produkt als Kunde kauft, interessiert in der Zukunft immer weniger. Der Siegeszug der Shopping Apps ist hierfür deutliches Kennzeichen. Hier recherchieren die Kunden, hier lesen sie Rezensionen, und dann entscheiden sie sich für oder gegen den Kauf.

Marktplätze führen bei Online. Sie erreichen gut 49,5% Anteil. Ohne digitale Werbung läuft nichts mehr im Handel. 10% des gesamten Marketingbudgets im Handel wurde in 2021 für Online-Werbung ausgegeben. Hier hinkt der Handel aktuell weit hinterher.

Auch in unserem Bereich Schwimmbad beginnt der Kunde mit seiner Recherche im Internet, meinte Prof. Dr. Heinemann auf Nachfragen aus dem Publikum.

2023 ist Aquanale-Jahr

Dann folgte der Vortrag von Bettina Frias von der kölnmesse zur Aquanale 2023. Die schon guten Zahlen im Jahr 2021, die trotz Corona erzielt wurden, werden in 2023 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit übertroffen werden. 2021 hat Mut gemacht, der deutsche Markt wird auch in 2023 Hauptmarkt sein. "Es ist wichtig in Deutschland auf einer Messe zu stehen, und hier seine Produkte zu präsentieren", so der Appell der Direktorin der aquanale. Das fachliche Rahmenprogramm sieht in 2023 wieder ein internationales Schwimmbad- und Wellness-Forum vor, hier steht man schon im regen Austausch mit dem bsw.

In 2021 gab bei der "Aquanight" mit 700 Teilnehmern die größte Messeparty des Jahres für die kölnmesse. Das wird in 2023 auch wieder der USP der aquanale sein. Die "Aquanight" wird am 27. Oktober 2023 stattfinden. In 2023 will man wieder an 2019 anknüpfen was Zahlen und Flächenkonzepte der Veranstaltungen betrifft. "Hier wird es wieder ein normales Setting geben", so Frias. Für die aquanale stehen die Halle 7 und 8 zur Verfügung. Der private Schwimmbadbereich und der Bereich Schwimmbadtechnik wird analog in Halle 7 stattfinden. Halle 8 steht Sauna, Private Pools und weiteren Themen zur Verfügung. Interaktionen sollen zudem in Halle 8 gefördert werden. Die Planung läuft bereits.

Kurze Laufwege sind ein zusätzliches Plus der Veranstaltung in Köln. Ein Themenfokus wird auf Energieeffizienz gelegt sein. Wieder zurückkommend auf der aquanale ist der Partner "Sauna from Finland", mit dem speziellen "way of life", den die Finnen nach Deutschland bringen möchten. Das Partnerland der aquanale wird in 2023 die Schweiz werden. Die Themen Wellness und Premium, für die die Schweiz besonders steht, werden hier über den Schweizer Verband Aqua Suisse in Köln Eingang finden.

Es wird hier auch mit dem bsw zusammen einen gemeinsamen Schweizer Abend geben. Die neue aquanale App wird die Besucher und Aussteller durch die Messe begleiten. Bereits 3 Monate vor dem Öffnen der Tore der aquanale wird die App bereit stehen. Neue Funktionen stehen hier zur Verfügung. die App fördert zudem die Papierlosigkeit. Kontaktdaten werden in der App ausgetauscht werden können. "Die Gespräche zur aquanale sind gestartet. Wir befinden uns bis zum 31. Januar in der Early-Bird-Phase", so Bettina Frias von der Koelnmesse.

Abschluss der Konferenz: Dank des bsw-Präsidenten

Bsw-Präsident Dietmar Rogg, bedankte sich bei Ute Wanschura für die gelungene Veranstaltung.

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