Wie funktioniert Energieautarkie?

Timo Leukefeld, Energieexperte und Autarkieforscher, arbeitet mit seinem Team an regenerativen Konzepten für die Energieautarkie, die mit Strom aus Fotovoltaik arbeiten und Kosten minimieren. An seinem Wohnhaus mit Pool zeigt er, wie Energieautarkie funktionieren kann.

Schon seit ein paar Jahren ist der langsame Niedergang des fossilen Zeitalters zu beobachten. Leitbild der internationalen Klimapolitik ist eine möglichst schnelle Energiewende. Jüngst hat die Energiekrise ihr Übriges getan. Die Preise für Strom und Gas gehen durch die Decke und belasten Haushalte, vor allem diejenigen, die zusätzlich einen Pool besitzen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann der Übergang in ein solares Zeitalter die Lösung sein? Hier kommt der Begriff der Energieautarkie ins Spiel.

Was heißt „energieautark“?

Das griechische Wort “autark” bedeutet soviel wie “selbstständig”. Somit versteht man unter Energieautarkie, dass alles was die Besitzer verbrauchen, auch selbst produzieren. Die Selbstversorgung ist dabei komplett unabhängig von externen Quellen oder Lieferanten.

Wie viel Technik ein energieautarkes Gebäude benötigt und wo wir uns auf dem Weg zur Energieautarkie befinden, das zeigt der Selbstversuch von Timo Leukefeld – basierend auf Energie aus der Fotovoltaik. Gemeinsam mit seiner Familie genießt er kostenlosen Strom. An Energiesparen denkt sie nicht. Licht an, Licht aus, Heizung an, Heizung aus – hier verbraucht jeder so viel wie gewollt oder benötigt und das ganz ohne schlechtes Gewissen oder böse Überraschung bei der Abrechnung. Die fünfköpfige Familie lebt in einem Haus mit Swimmingpool, das Leukefeld selbst geplant hat.

Das energetische Grundkonzept geht auf das Sonnenhausprinzip zurück. Es arbeitet mit Solarwärme und Solarstromanlagen auf der nach Süden gerichteten Dachfläche sowie mit entsprechenden Energiespeichern. Auf dem 45 Grad steilen Dach sind 46 Quadratmeter Solarkollektoren und 58 Quadratmeter Fotovoltaikmodule montiert. Im Langzeitenergiespeicher können Strom und Wärme, die gerade nicht gebraucht werden, für den späteren Verbrauch zwischengespeichert werden. Zudem ist das Gebäude gut gedämmt und entspricht dem Effizienzhaus-55-Standard, was besonders hohe Autarkiegrade erzielt.

„Lieber intelligent verschwenden als blöd sparen“

Nach 20 Jahren Erforschung und dem Test am eigenen Haus, ist sich Leukefeld sicher: Energieautarkie ist keine Utopie. Und nach einigen Jahren im „bestvermessenen Haus Deutschlands“, wie er sein privates Wohnhaus nennt, kann das bewiesen werden. Deshalb plädiert er dafür, „erneuerbare Energie intelligent zu verschwenden, statt blöd zu sparen“. Das dürfte Hausbesitzer vor allem in der aktuellen Notlage freuen und aufhorchen lassen. Ein warmes Haus im Winter, ohne Sorge mit dem Elektroauto fahren und noch dazu den Pool beheizen. „All das ist ohne Weiteres und ohne Probleme möglich“, sagt Timo Leukefeld.

Den Strom aus der Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Wohnhauses benutzt die Familie auch für ihr Elektroauto. Foto: Michael Bader

Um den eindeutigen Nachweis für den Erfolg des Konzepts zu erbringen, holte Leukefeld die Technische Universität Bergakademie Freiberg an Bord. Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das Ergebnis: Die simulierten Werte für die solare Energieversorgung sind fast identisch mit den gemessenen Werten. Leukefeld ist zufrieden: „Eine 100-prozentige Stromautarkie wurde in den ersten beiden Jahren nur knapp verfehlt und rund 69 Prozent des Wärmebedarfs konnten in diesem Zeitraum durch die Solarthermieanlage gedeckt werden.“ Auch der Pool im Garten der Familie ist mittlerweile beheizt und seine Technik komplett an die Solarthermieanlage angeschlossen.

Wie werde ich 100 Prozent energieautark?

Die weltpolitische Lage mit dem russischen Angriffskrieg und die weiter vorherrschende Klimakrise sind unter anderem zwei große Gründe dafür, dass sich immer mehr Menschen über alternative Energien umschauen. Mit der Abhängigkeit von großen Energieriesen bzw. Staaten fühlen sich viele nicht mehr wohl und gehen daher der Frage nach, wie man sich davon frei machen und sich selbst mit Energie versorgen kann?

Der erste wichtige Schritt ist, wie auch das Beispiel hier zeigt, eine eigene Solaranlage auf dem Dach zu installieren. Stromaggregate werden nur selten eingesetzt, da die Stromerzeugung hier sehr teuer und gleichzeitig umweltschädlich ist. Für die Eigenversorgung reicht das aber natürlich noch nicht aus. Allerdings gibt es viele Beispiele die zeigen, dass alleine eine Solaranlage ausreicht, um in den Sommermonaten energieautark zu leben. Für die Wintermonate fehlt es dabei aber einfach an genügend Sonnenstunden.

Zu einem vollständigen Energiekonzept gehört nicht nur die Strom-, sondern auch die Wärmeversorgung. Eine Wärmepumpe ist deshalb die optimale Ergänzung. Für eine autarke Wärmeerzeugung reicht die Solarthermie oft noch nicht aus. Diese laufen dezentral und benötigen keinen Brennstoff, sind also vollkommen energieautark. Allerdings müssen Sie eine zusätzliche Wärmequelle hinzuziehen. Hierfür eignet sich zum Beispiel die Holzheizung mit Kamin und Pellets oder die klassische Gas- oder Ölheizung.

Teilweise kann die komplette Energieautarkie auch an rechtlichen Hürden scheitern. Denn in manchen Kommunalverordnungen der Bundesländer ist ein Anschluss an öffentliche Versorgungs- und Entsorgungseinrichtungen verpflichtend. Die komplette Abtrennung wird sowieso recht selten empfohlen, da die Besitzer im Ernstfall keinen Strom zur Verfügung hätten. Daher gibt es vollkommen autarke Anlagen aktuell laut Bundesnetzagentur im Grunde nur im Freizeitbereich, zum Beispiel bei Wohnmobilen, Wochenendhäusern und Alpenhütten.

Hand in Hand mit dem Thema der Energieautarkie geht das Energiesparen. Denn wer weniger verbraucht, macht sich weniger abhängig und desto größer ist die Chance sich komplett energieautark zu versorgen. Dazu gehört:

  • die Verringerung des Stromverbrauchs (Licht, Kühlschrank, Trockner etc.)
  • des Einsparung von Warmwassers (z.B. durch Benutzung eines Sparduschkopfes)
  • die Senkung der Heiztemperatur (Jedes Grad weniger spart in etwa 6 Prozent Energie)
  • die richtige Dämmung der eigenen vier Wände

Fazit zur Energieautarkie

Das Konzept zur Energieautarkie klingt vielversprechend und passt perfekt zum Zukunftsdenken rund um die Themen Klimaschutz und Ressourceneinsparung. Durch die Kostenersparnisse klingt es auch für die Hausbesitzer äußerst reizvoll. Wer es schafft das Konzept komplett umzusetzen, muss auf kaum etwas verzichten. Doch wie bereits im Artikel erwähnt ist es bisher aufgrund der verringerten Sonneneinstrahlung im Winter kaum in einem normalen Familienhaus möglich komplett energieautark zu leben. Zudem ist die bauliche Situation nicht immer realisierbar, etwa weil das Grundstück eine falsche Lage hat oder aber die südliche Hausausrichtung vom Bauamt nicht genehmigt wird. Außerdem ist die Anschaffung weiterhin sehr preisintensiv.

Wichtig zu erwähnen ist allerdings, dass auch ein nicht komplett energieautarkes Haus noch immer enorm viel Energie einspart und damit einen positiven Effekt auf die Umwelt hat. Wer sich dafür also interessiert, kann sich an einen Energiearchitekten oder an eine Energieagentur wenden, die den Kontakt zu einem Energieexperten wie Timo Leukefeld herstellen. Wenn sich in den nächsten Jahren mehr im Hinblick auf Energieförderung- und speicherung bewegt, wird das Thema Energieautarkie sicherlich weiterhin an Relevanz gewinnen!

Weitere zukunftweisende Energiekonzepte, die Abhilfe schaffen und zugleich innovativ sind, stellen wir in diesem Artikel vor: Energiekonzepte für den Pool

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